Vielen Dank, dass ich hier bei Ihnen einige Gedanken und Erlebnisse über unsere Afrika-Reisen vortragen darf. Stellen Sie sich bitte keine überhöhten Erwartungen an diese Ausführungen. Ich kann weder eine hochwertige Diashow präsentieren, noch einen ausgereiften und stilistisch einwandfreien Vortrag. Vielmehr kann ich nur laienhaft einige Bilder, Gedanken, Betrachtungen und Informationen vorstellen.

Zum Thema Bilder: Die Erlebnisse spielen vor etwa 20 Jahren. Damals hat man noch überwiegend analog fotografiert. Das war teuer und aufwändig. Deshalb haben wir von der ersten Reise, die 4 Monate dauerte, nicht viel mehr als 100 Fotos. Es gab schon digitale Apparate. Wir hatten einen dabei. Die Qualität der Aufnahmen ist jedoch deutlich schlechter. Der Stromverbrauch war hoch; die Akku-Ladung hat nur für wenige Aufnahmen gereicht. Das  Laden dauerte an der Auto-Batterie manchmal mehrere Tage.

Sechs Jahre später haben wir digital fotografiert. Haben Sie aber keine Sorge, dass es zu viel wird. Ich habe die Auswahl stark eingeschränkt.

Den Bericht mache ich nicht streng chronologisch, sondern auch etwas inhaltlich gruppiert. Damit es nicht zu langweilig wird.

 

Zur Idee/Vorgeschichte: Ein normaler Mensch, der eine Reise machen will, geht zum Reisebüro. Er hat eigene Wünsche oder lässt sich beraten, ob es zum Beispiel nach Mallorca oder nach Griechenland oder nach Ägypten, der Türkei oder Thailand oder auch Afrika gehen soll. Der Tourist oder die Touristin wird hingeflogen, er oder sie wird im Hotel untergebracht, es wird Essen hingestellt, ein Programm gemacht und er oder sie wird zurückgeflogen. Das hat uns nie gelegen.

Ich habe in meinem Leben ein Reisebüro selten von innen gesehen. In der Jugend, ab etwa dem 16. Lebensjahr, sind wir mit der Eisenbahn nach der Tschechoslowakei, nach Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Polen gefahren, ausgerüstet mit Landkarten und Kursbüchern, bei minimalem Komfort. Die allererste Reise unternahm ich auf Idee und zusammen mit Günther Köhler, dem Sohn des damaligen Oberkirchenrats. Eine Besonderheit war in den 70-er Jahren eine Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn mit zwei Freunden durch ganz Sibirien.

Wie kamen wir nun auf Afrika? Nicht als Fan, nicht aus Abenteurer-Lust, nicht aus Übermut, nicht als notorische Vielreisende. Sondern es war reine Opposition! Ich hatte eine Tante, die vor allem nach der Wende sehr viel im Baltikum, sogar bis Kaliningrad, und nach nach Schweden gereist ist, mehrfach bis zum Nordkap und auf Spitzbergen. Und ich habe mich gewundert und immer öfter gefragt: "Warum fährst du immer nur nach dem Norden und nicht auch mal nach Süden?". Sie hat immer abgelehnt: Das sei viel zu kompliziert, es gäbe keine Straßen, Schwierigkeiten mit der Einreise, der Aufenthalt sei dort problematisch. Ich wollte das nicht glauben, es hat mich herausgefordert, bis ich den Plan hatte, es ihr einfach mal vorzumachen, dass es doch gut möglich sein.

 

Meine erste Aktion war ein Blick auf die Landkarte. Da war in der Tat eine Straße von Nord nach Süd entlang der Westküste eingezeichnet. Da war ich zunächst optimistisch. Die Straße hat sich bei weiteren Forschungen aber als himmelschreiende Übertreibung herausgestellt. Die angebliche Straße war bestenfalls eine gefährliche Fahrmöglichkeit. Es war eine lange Passage enthalten, die in der Westsahara am Fuß der Steilküste verläuft, die nur bei Ebbe befahrbar ist, unter Gefahr, das Auto zu verlieren, wenn man nicht schnell genug war, wenn man in den zu weichen Teil des Sandmatsches geriet oder wenn eine Panne auftrat. Ein paar Jahre später, als wir dort waren, gab es dann eine feste Asphaltstraße.

Wir mussten schon enormen Aufwand in die Vorbereitung stecken. Wir haben etwa zwei Jahre lang die Reiseberichte von anderen Reisenden gelesen und deren Erfahrungen genutzt. Viele Berichten gab es im Internet, aber auch gedruckte Reiseführer, Hinweise vom Auswärtigen Amt, Impfempfehlungen, Bestimmungen von den zu besuchenden Ländern. Wir haben auch versucht, an der Volkshochschule unsere bescheidenen Sprachkenntnisse zu verbessern, ohne großen Erfolg. Es musste die Ausrüstung geplant und beschafft werden. Dazu kommt die medizinische Vorsorge, wie der Besuch beim Tropenmediziner, eine Vielzahl an Impfungen, Beschaffung der Malaria-Prophylaxe. Es war sehr mühsam eine Versicherung für das Auto abzuschließen; welches Unternehmen wollte das Risiko schon eingehen. Die Buchung der Überfahrt über das Mittelmeer war kompliziert, nicht so einfach wie eine Fährbuchung, sondern mit einem Frachtschiff. Und schließlich die Visa. Ein Visum bekommt man in der Regel bei einer Botschaft des zu besuchenden Landes. Dazu gibt man den Reisepass samt Ausstellungsgebühr dort ab und kann den Pass ein paar Tage später abholen. Die Visa gelten aber in der Regel nur 2 oder wenige Monate. Wir mussten klügeln, in welcher Reihenfolge wir also möglichst kurz vor der Abreise alle Visa erhalten können, kurz trotz Unsicherheit bei der Bearbeitung. Die meisten Botschaften befinden sich in Berlin. Zum Glück half uns ein Bekannter in Berlin, der die Pässe hinbrachte und abholte. Man kann natürlich auch versuchen, die Visa unterwegs jeweils in einem vorherigen Land zu erhalten. Es gibt aber nicht in jedem Land für alle andern Länder Botschaften, und es gibt dabei Einschränkungen. Außer für Syrien hat die Visabeschaffung bei uns gut geklappt.

Das zweite bürokratische Herausforderung ist das sogenannte Carnet-de-Passage, im Jargon der Reisenden/Zöllner nur "Carnet" genannt - ein Zolldokument, mit dem durch jeweilige Stempel bei Ein- und Ausreise gesichert werden soll, dass wir unser Auto nicht unberechtigt im jeweiligen Land verkauft haben. Eine entsprechend hohe Kaution muss für das Carnet hinterlegt werden.

Der langen Rede kurzer Sinn: Die Tante hat Recht gehabt. Die Vorbereitungen waren erheblich. Aber, das muss ich auch sagen: Die eigene Vorbereitung ist ein großer Teil des Reiseerlebnisses. Wir möchten diesen Teil, nämlich die Vorfreude, nicht missen.

 

Jetzt kommen wir zu den Reiserouten. Sie brauchen sich nicht jedes Land und jeden Ort zu merken, aber es schadet nicht, sich einige Länder und Hauptstädte in Erinnerung zu rufen.

#01 #02

Für unser Ziel hatten wir 4 Monate Reisezeit veranschlagt. Das ließ sich durch zwei aneinandergehängte Jahresurlaube realisieren, nämlich Nov+Dez des einen Jahres und Jan+Feb des anderen Jahres. Die Arbeitgeber haben das freundlicherweise akzeptiert.

Andere Touristen hatte in der Regel mehr Zeit. Es waren teilweise jüngere Menschen zwischen zwei Ausbildungsschritten oder Rentner, auch Personen, die eine beruflliche Auszeit nahmen.

 

Ausrüstung:

#03

Zur Ausrüstung gehörten 80l Kraftstoff, 40l Wasser. Schwer waren die sogenannten Sandbleche, die notwendig sind, um beim Festfahren in sandigem Untergrund wieder herauszukommen. Weiterhin zum Beispiel ein Kompressor, ein Kühlaggregat, Wasseraufbereitung, Auto-Ersatzteile und Werkzeuge, mehrere Reserveräder, Felgen, Schläuche, Medizin, Hygiene-Artikel, Campingausrüstung, Schlafgelegenheit, Waschbottich.

Da erhebt sich die Frage: was braucht der Mensch:

Ich vergleiche mit unserem Besitz zu Hause: etliche Zimmer und Nebenräume, alles voller Schränke, Kommoden, andere Möbel und Gegenstände, Kühlschrank, Waschmaschine. Man denkt, man braucht das alles, aber das meiste davon braucht man offensichtlich überhaupt nicht. Wir haben in den 4 Monaten nichts von alledem vermisst. Und wenn wir weitere Monate oder Jahre unterwegs gewesen wären, hätten wir auch nicht mehr gebraucht. Denn wir hatten nie das Verlangen, wieder nach Hause zurückzukehren. Wir hätten das ganze Leben mit dem, was im Auto war, auskommen können. Weiter geht der Vergleich: Wir trafen auch Motorrad-Reisende, vereinzelt Fahrradfahrer und etliche Backpacker=Rucksackreisende. Die hatten auch alles dabei, was man braucht! Und erst recht die Einheimischen. Wir haben früher gehört, der durchschnittliche Afrikaner kann alle seine Besitztümer am Mann tragen. Wir haben diesen Eindruck bei über-Land-reisenden Einheimischen bestätigt gefunden. Beispielsweise hatten die Passagiere der Fähre zwischen Ägypten und Sudan oft nur minimales Gepäck.

Den Verzicht auf unnötigen Ballast einschließlich auf Komfort und Luxus kann man auch als angenehm empfinden.

 

erster Kulturschock:

  #04 #05

Jetzt sind wir auf dem Frachtschiff von Genua / Italien nach Alexandria / Ägypten, in himmlischer Ruhe, nur die Besatzung und außer uns ein einziges weiteres Ehepaar an Bord, das in Israel von Bord geht.

Bei der Ankunft in Alexandria erleben wir den ersten Kulturschock. Auf einmal herrscht Chaos, ein Menschengewimmel, Gebrüll, Geschrei, Eselkarren, Fuhrwerke, Gedrängel. Es gibt keinerlei Orientierung, kein lesbares Schild. Alles ist nur arabisch, kein Büro, kein Ansprechpartner, keine Verständigung ist möglich. Man wird nicht beachtet; überall Gewiesel, man keine Chancen, irgendetwas zu erledigen. Bis uns ein einheimischer Touristenführer Achmed anspricht und die Erledigungen vornimmt, wie Pass- und Zollformalitäten, Geldtausch, ägyptisches Nummernschild. Die Probleme gehen weiter. Es herrscht schlimmer Straßenverkehr. Den Campingplatz, den wir uns laut Reiseführer gesucht hatten, gibt es nicht, auch kein anderes Quartier, außer horrend teuren Hotels. Überall ist Krach, wir hören kein freundliches Wort und haben unverhältnismäßig hohe finanzielle Ausgaben. Das Nervenkostüm wird belastet. Meine Frau empfindet den Tag als schlimmster Geburtstag ihres Lebens. Wenn sie könnte, würde sie um jeden Preis sofort nach Hause zurückkehren.

Ähnlichen Straßenverkehr erleben wir später auch in anderen Städten in Afrika, je größer die Stadt, umso schlimmer. Beispielhaft nenne ich Dakar im Senegal.

 

#06

Etliche hundert Kilometer weiter im Süden sind wir in Assuan. Das ist ein Blick auf den Nil. Bis hierhin verkehren viele Kreuzfahrschiffe.

Die Überlandfahrten in Ägypten sind unterschiedlich. Stellenweise können wir beliebig individuell fahren. Stellenweise besteht Konvoi-Pflicht: Man muss an der Straßensperre eine Weile warten, manchmal eine Stunde oder auch mehrere, bis einige Fahrzeuge zusammengekommen sind; mal waren wir auch das einzige Fahrzeug. Es fährt ein bewaffnetes Polizeifahrzeug voraus und ein anderes am Ende, meist mit sehr hoher Geschwindigkeit und man wird dabei gedrängt. Das ist nicht ungefährlich, es tauchen auch bei tiefer Dämmerung unbeleuchtete Fahrzeuge oder Eselskarren auf.

Die Infrastruktur ist dünn: Es gibt in Ägypten vorwiegend eine einzige Straße in Nord-Süd-Richtung, mit regelmäßigen Checkpunkten.

Später haben wir auch in Kenia einige Strecken mit Konvoi-Pflicht erlebt.

Ich frage mich natürlich, ob ein Konvoi überhaupt einen Sinn hat: Für eine Terrorgruppe kann es gerade interessant sein, gleich einen ganzen Konvoi in einem Hinterhalt anzugreifen.

 

#07

Zufällig war vor wenigen Tagen ein Detail vom vorherigen Bild auf der Windows-Startseite enthalten. Ich habe es gleich kopiert. Eine Profi-Aufnahme hat natürlich eine ungleich höhere Qualität.

 

#08

In Assuan müssen wir einige Tage warten, bis das nächste Schiff über den Stausee nach Wadi-Halfa im Sudan verkehrt. Übernachtung ist nur in einem Hotel möglich, weil es auch hier, wie in ganz Ägypten, keinen Campingplatz gibt. Die Wartezeit können wir benutzen, um unter anderem den berühmten Tempel Abu Simbel zu besuchen.

Einmal am Tag fährt ein Konvoi dorthin. Man sammelt sich um 3:30 Uhr, es sind geschätzt weit über 100 Fahrzeuge, dabei viele Touristenbusse; dann geht es die 300 km mit hoher Geschwindigkeit in 3 Std. hin, dann haben die Touristen 2 oder 3 Std. Zeit zur Besichtigung, dann geht es zurück. Weil wir zu langsam fahren, zieht der Konvoi bald an uns vorbei und wir sind zum Glück allein.

Es ist herrlich, total einsam. Die gesamten 300 Kilometer sind so wie auf diesem Bild. Wenn wir am Horizont sind, sieht es wieder genauso aus wie hier, es sind endlose Weiten.

Ich könnte mir einen Spaß machen und dasselbe Bild ein Dutzend mal kopieren und immer wieder als neue Aufnahme zeigen.

Trotz der phantastischen Landschaft: Im Laufe der Zeit leidet man bei der Rückfahrt unter der Müdigkeit wegen des extrem langen Tages, verstärkt durch Hitze und ständige blendende Sonne und die Eintönigkeit. Man hat Angst, einzuschlafen.

 

Überfahrt

  #09 #10

Das ist die Überfahrt über den Assuan-Stausee, der einzige Grenzübergang zwischen Ägypten und dem Sudan. Es ist länger als 300 km, also etwas länger, aber durchaus vergleichbar mit dem Kachowka-Stausee in der Ukraine, von dem wir in letzten Zeit viel gehört haben.

Die Überfahrt dauert knapp 24 Stunden, zusätzlich viel Wartezeiten. Auf der kleinen Fähre, ich schätze 100 Passagiere, ist es unhygienisch und dreckig. Das im Fahrpreis inbegriffene Essen besteht aus öligem Kraut auf einer Art Alu-Tellern, die vermutlich nie heiß abgewaschen werden. Es ist unbequem, da wir das Auto samt Kleidung auf dem angehängten Ponton nicht erreichen können; nachts ist es sehr kalt, tags ganz heiß. Die Grenzkontrollen dauern zwar wie üblich einige Stunden, verlaufen aber manierlich. Auf sudanesischer Seite steht ein prädestinierter Helfer bereit.

 

#11

Der nächste Kulturschock ist Wadi Halfa - ein Ort im Sand, ohne Infrastruktur. Es gibt keine Straße. Es ist ein neuer Ort, da der ehemalige jetzt auf dem Grund des angestauten Sees liegt; die Bewohner wurde hierhin evakuiert. Das sogenannte Nile-Hotel verdient seinen Namen nicht: Feldbetten stehen im Sand, durch Lehmwände getrennt. Die Toilette ist irgend ein Loch im Boden.

Jetzt greife ich drei Monate voraus: Da erlebten wir einen Kulturschock in umgekehrter Richtung.

Wir waren auf der Heimfahrt nach mehreren Monaten in Afrika, nach Fahrt durch herrliche Landschaften durch Ägypten, dann auf einmal in Hurghada: Das ist wie eine westeuropäische Großstadt, passt überhaupt nicht in das Land, wir sind zutiefst enttäuscht: Es gibt schicke Hotels, eines neben dem anderen, Lichtreklame für sinnloses Zeug, westliche Musik,  Restaurants, Eisdielen, Modeshops, moderne westliche Touristen - wie in Westeuropa; das war beinahe ekelig. Wir waren jetzt aber an die andere Lebensweise gewohnt, sie hatte nichts Abschreckendes mehr für uns wie in den ersten Tagen. Ich habe im Gegenteil die Eselskarren vermisst, die zu Ägypten gehören, die Märkte, den Trubel, der Ruf des Muezzins.

Wir hatten uns angepasst, an die Zustände gewöhnt. Es hat mich bei der Rückfahrt überhaupt nicht mehr gestört, wenn die Bedienung in Wadi Halfa das bestellte Fladenbrot mit vermutlich schmutzigen Händen auf den schmutzigen Tisch im Imbiss warf. Auf das eben erwähnte Essen auf der Assuan-Fähre, das uns bei der Hinfahrt eklig vorkam, haben wir uns richtig gefreut.

Auch die Touristen in Hurghada enttäuschten mich. Warum bleiben sie freiwillig abgeschottet in der Enklave von blöden Hotels, statt mit dem Taxi 10 oder 20 Kilometer in die danebenliegende herrliche Umgebung zu fahren?

 

#12

Lagerplatz mit Motorradtouristen

Es gibt sehr wenige durchgehende Straße / Routen / Pisten in Nord-Süd-Richtung, vorwiegend eine einzige, und es gibt wenige Quartiermöglichkeiten. Deshalb trifft man trotz des riesigen Kontinents immer wieder andere Touristen. Manche trifft man auch mehrmals, wegen unterschiedlicher Geschwindigkeit und unterschiedlichen Aufenthaltszeiten. Oder man fährt eine Teilstrecke miteinander. Man weiß zum Beispiel aus der Literatur oder von anderen Touristen, dass in Nairobi in Kenia der Upper-Hill-Campingplatz beliebt ist, in Khartoum der Blue-Nile-Sailing-Club, in Addis-Abbeba in Äthiopien das Belle-Air-Hotel (weil die Besitzer erlauben, auf dem Hof zu campieren) und in Arusha der Masai-Camping. Wobei ich einschränke: Der Blue-Nile-Sailing-Club in Khartum ist nichts als ein leerer Platz am Zusammenfluss von weißem und blauem Nil: Die einzige Baulichkeit, das WC, war ohne abschließbare Türen und meist ohne Wasser.

Touristen sprechen auch untereinander und über andere. Wir haben beim Kennenlernen von anderen gehört: "Ach, von Euch haben wir schon gehört. Ihr seid die Ossis, die keine Zeit haben." Und Jahre später auf der Westroute hörten wir dann: "Von Euch haben wir schon gehört. Ihr seid doch diejenigen, die nicht französisch sprechen."

Später, bei der Rückfahrt, haben wir einmal besonders bemerkenswerte Reisende gesehen, eine Familie mit drei 3 Kindern, die drei Jahre lang um die ganze Welt unterwegs war; die Kinder wurden unterwegs von ihrer Mutter, einer Lehrerin, unterrichtet.

Verabredungen mit Reisenden, die wir wiedertreffen wollten, Informationsaustausche und Berichte an die Heimat waren am bequemsten in Internetcafés möglich. Die gab es in allen Großstädten, auch in den arabischen Ländern. Schwierigkeiten mit Tastaturen waren lösbar. Wobei es mehrfach vorkam, dass der Strom ausfiel.

 

     #13 #14 #15 #16

Die Fahrbedingungen sind sehr unterschiedlich. Größere Strecken sind Sandgebiete, bei denen man sich nach den vorhandenen Spuren richtet. Markierungen existieren natürlich nicht. Es kommt oft vor, dass Spuren verzweigen und man weiß nicht, welches die richtige ist. In dieser Gegend ist die Gefahr weniger groß, weil man oft am Horizont das Vegetationsband des Nils erkennen kann. Wir sind nicht ganz einsam, weil es eine frequentierte Strecke ist: wir sehen mehrmals am Tag einen LKW. Auch wie aus dem Nichts taucht auch mal in der Ferne ein Einheimischer zu Fuß oder mit einem Kamel auf.

Noch einige Bilder in dieser Gegend von der Rückfahrt, nicht immer durch Sand, oft steiniges Gebiet.

 

    #17 #18 #19

Auch im Sahara-Bereich existieren Dörfer. Auf der weiteren Reise haben wir es oft erlebt, dass wir in völliger Einsamkeit stehen blieben, um das Nachtquartier zu nehmen.

Und wie aus dem Nichts stehen auf einmal neugierige Kinder da und schauen interessiert aber stumm zu. Nachteil: Man hat dann keine Intimsphäre. Die Kinder bleiben geduldig eine Stunde oder länger, man kann nicht hinter ein Gebüsch gehen (wenn es dort eines gibt). Ein Kontakt ist mangels Sprachkenntnissen schwer möglich. Zuweilen hilft eine kleine Geste der Freundlichkeit, indem man ein paar Bissen Gebäck oder eine gerade gekochte Camping-Suppe anbietet.

Wir hatte ohnehin ständig Mühe mit der Verständigung. Das hat unsere Erlebnismöglichkeiten eingeschränkt. Sehr merkwürdig: Wir hatten in der Vorbereitung sehr viele Berichte gelesen: Nirgends war die Sprachbarriere erwähnt worden. Vielleicht haben alle anderen Reisenden ohne Erwähnung einfach vorausgesetzt, dass man natürlich fließend Englisch und Französisch spricht?

 

#20

Kamelherde oder Karawane

 

#21

Ehe wir den arabischen Sprachraum verlassen, zeige ich zumindest noch die ost-arabische Ziffern-Schreibweise. Auf Geldscheinen steht zum Glück zusätzlich zu den arabischen auch die europäische Schreibweise, auch auf den meisten der wenigen Verkehrsschilder. Trotzdem ist es ganz nützlich, wenn man diese Ziffern gelernt hat. Es macht zumindest Spaß, eine Rechnung oder ein Preisschild interpretieren zu können. Trotzdem: europäische Ziffern erfasst man im Bruchteil einer Sekunde, bei den arabischen muss man erst "übersetzen" - das geht nicht so flüssig. Am Auto war in Ägypten ein Nummernschild mit arabischen Zahlen Pflicht. Das sehe ich auch ein: Die ägyptische Regierung kann nicht gut verlangen, dass alle Verkehrspolizisten die Ziffern anderer Kulturkreise lernen. In Deutschland dürfen auch keine Autos mit arabischen Nummernschildern fahren.

 

  #22 #23 - Müll

So ein Anblick bricht mir das Herz: Die eigentlich sehr schöne Natur, die herrliche Landschaft, wird vermüllt durch Plastik-Verpackungen. Auffällig ist das ganz besonders im Randbereich der Orte. Und natürlich wird der nicht abbaubare Müll vom Wind in die unendlichen Fernen der Wüste getragen, auf Nimmerwiedersehen. Er wird auch dort vermutlich noch in Generationen bleiben und Schäden verursachen.

Ich denke an noch schlimmere Zerstörungen, wenn zum Beispiel Veranstaltungen wie die Rallye Paris - Dakar stattfindet. Da bleiben Schrottautos einfach liegen, Ersatzteile, Verpackungen, Öle und andere Schadstoffe hinterlassen einen Streifen der Verwüstung in der Wüste entlang der Route. Es tut einem weh, wenn man zuvor die Schönheiten gesehen hat.

 

  #24 #25

Äquator: ein digitales und ein analoges Bild

Am Äguator gibt es keine Besonderheiten: eine Tafel am Straßenrand, nur mit dem GPS-Gerät ist der genaue Punkt feststellbar. Es gab damals keine Straßennavigation. Man konnte am GPS-Gerät nur die Koordinaten in Grad, Minuten und Sekunden ablesen oder vorgeben, und dann die Richung und Entfernung zum Zielpunkt ablesen.

 

Straßen, Pisten = Wellblech

        #26 #27 #28 #29 #30

Große Strecken in Afrika bestehen aus festgefahrenem Untergrund, der Wellen bildet, im Jargon Wellblech genannt. Mit normaler Geschwindigkeit kann man nicht fahren will, das verursacht fürchterliche Erschütterungen des ganzen Fahrzeugs. Es geht mit Geschwindigkeiten unter 20 km/h, das ist zwar unangenehm, aber gerade noch erträglich. Nur: wenn man 50 oder 100 oder 200 km vor sich hat, dann man das keinen Spaß. Andererseits geht das Befahren wieder mit hoher Geschwindigkeit über 70 km/h. Die Federung gleicht dann die Unebenheiten aus, das Fahrzeug fliegt gewissermaßen von Wellenkuppe zu Wellenkuppe. Problem ist dabei aber die äußerst geringe Bodenhaftung, man fährt wie auf Schmierseife, bei Kurven oder unvorhersehbaren Hindernissen besteht sehr große Gefahr trotz höchster Konzentration.

 

  #31 #32 #33

Hier sind drei Bilder von Dörfern. Die Lebensverhältnisse sind mit den unseren nicht vergleichbar. Natürlich gibt es kein fließendes Wasser, in der Regel keinen elektrischen Strom, kein Supermarkt ist erreichbarer. Ich denke darüber nach, wie der Einwohner reagiert, wenn man ihm glaubhaft versichert: In Europa erhält man auch ohne Gegenleistung jeden Monat 400 EUR, du musst nur hinkommen. Das ist für ihn ein Vermögen, unheimlich verlockend. Natürlich weiß er nicht, dass er Miete bezahlen muss, dass er eine Heizung braucht, dass er selbst für Wasser Geld bezahlen muss. Das alles kennt er nicht, hat er nie gemacht.

 

#34

Straße in Sambia

Einen großen Teil der Strecken haben wir in beiden Richtungen Nord nach Süd und später von Süd nach Nord zurückgelegt. Das war keineswegs langweilig, sondern hat sich gut ergänzt. Es war schön, nach 6 Wochen die Gegend wiederzusehen und hier und da Personal von einem Campingplatz oder Imbiss wiederzuerkennen.

 

Tiere, nur wenig Kommentare:

                #35 #36 #37 #38 #39 #40 #41 #42 #43

Zu Tieren brauche ich nicht viel zu sagen.

 

Jetzt kommen einige hervorgehobene Reiseziele:

  #44 #45 - Die Victoria-Fälle, die an der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe liegen. Der Fluss Sambesi, daher vermutlich der Name des Landes Sambia. Wir haben die Fälle von beiden Ländern aus angesehen. Das ging leicht per Tagesvisum.

  #46 #47 - Botswana haben wir besucht, um die totale Sonnenfinsternis zu erleben. Dazu mussten wir nur noch wenige hundert Kilometer von Livingstone aus nach Süden fahren.

  #48 #49 - Lalibela ist eine extreme Besonderheit. Die Kirche wurde nicht Stein auf Stein gebaut, sondern von oben nach unten der Felsen so eingehauen, dass nur die Kirche stehen blieb.

#50 - Luxor - ein Inbegriff der altägyptischen Kultur

#51 - Der Mosesberg auf der Sinai-Halbinsel, zwar in Ägypten, aber nicht mehr in Afrika, sondern schon in Asien. Ob das nun wirklich der Berg ist, auf dem die 10 Gebote entstanden, sei dahin gestellt. Alle Berge in der Umgebung sehen genauso aus. Für die Besteigung bucht man einen Ausflug, es geht am späten Abend los, man wird an den Fuß des Berges gefahren, und mit vielen anderen Touristen zusammen ist man bei Sonnenaufgang oben.

#52 - Am Toten Meer in Jordanien sind wir nicht mehr in Afrika, schon in Asien.

 

#53 - Camping Arusha

Ich zeige noch ein schönes Quartier auf dem Masai-Camping in Arusha. Da haben wir uns lang aufgehalten wegen der Kilimandscharo-Tour.

Auch wenn es hier ruhig und entspannt ist, wir waren im Prinzip immer beschäftigt. Wir standen selten nach 6 Uhr auf. Dann braucht alles seine Zeit: Morgentoilette, Auspacken, Frühstück, Einpacken; planen; Suchen nach dem Weg / Kartenstudium, Suchen nach Essen / Versorgung, Tankstelle suchen, Grenzformalitäten / Geldtausch, Quartier suchen, Tagebuch schreiben.

Mehrmals haben wir unterwegs einen Schlauchwechsel vorgenommen. Was beim Fahrrad leicht geht, geht beim Landrover auch, sogar bei mehr als 30 Grad Temperatur.

Generell leben wir näher am natürlichen Tagesrhythmus, wie die Einheimischen. Gegen 6 Uhr wird es hell, gegen 18 Uhr dunkel. Die Klima- und Helligkeitsverschiebungen zwischen Sommer und Winter sind gering.

[passt auch zu Bild 75]

 

Kili-Besteigung

          #54 #55 #56 #57 #58 #59

Der Kilimandscharo ist mit 5900 m der höchste Berg Afrikas. Er ist technisch einfach zu besteigen, wie schon die Bergform zeigt. Keine Kletterei ist nötig, nur Ausdauer und Anpassung an Höhe. Die Höhenkrankheit ist neben der persönlichen Veranlagung vor allem von der Geschwindigkeit abhängig: Wer eine Tour in 4 oder gar drei Tagen versucht, hat ein hohes Risiko die Höhenkrankheit zu erleiden, die sogar bis zum Tod führen kann. Wer sich 5 oder 6 Tage Zeit nimmt, wird nur schwächer Symptome haben, wie Übelkeit und Schlaflosigkeit. Der oft gehörte Grundsatz lautet in der Landessprache Swahili "pole-pole", auf deutsch "langsam, langsam".

Die Besteigung ist nur mit einem sogenannten Tour-Operator zulässig. Der organisiert Führer, Stellvertreter und circa 2 Träger je Tourist, dazu die Ausrüstung und Proviant. Die Eintrittsgebühr betrug damals schätzungsweise 1000 EUR (oder Dollar) je Person, dazu das Honorar für den Tour-Operator.

Die Traglast unserer Träger betrug 20 kg. Der offizielle Lohn der Träger ist niedrig, aber schwer zu ermitteln. Damals war von ganz wenigen Dollar pro Tag die Rede, jetzt habe ich im Internet gesucht und komme auf einen Betrag von 10 EUR pro Tag. Zu bedenken ist, dass der einzelne Träger vermutlich nur wenige Mal im Jahr einen Auftrag bekommt. Üblicherweise geben die Touristen ein ordentliches Trinkgeld. Das Geld der Nationalparkverwaltung wird zur Erhaltung dringend gebraucht, auch zum Kampf gegen Wilderei und illegalen Holzschlag.

Der heutige Naturpark war früher Lebensgrundlage für tausende Einheimische, die nun andere Erwerbsquellen suchen mussten, zum Beispiel als Führer und Träger.

Auch das Nachbarland Kenia wirbt mit dem Berg. Im Prospekten steht zum Beispiel "Besuchen Sie Kenia mit dem Kilimandscharo". Es wird dann eine mit Kurzvisum organisiert.

Für mich war der Komfort überhöht. Die Träger brachten Camping-Tisch und Campingstühle mit. Auch in das höchste Lager wurde noch Wasser für eine Katzenwäsche transportiert. Zu Essen gab es meist auch Eier, Tomaten, Äpfeln, Bananen, sogar eine Melone. Ein Tischtuch wurde ausgebreitet. Im Gegensatz zu mir: Wenn ich in Europa in früheren Jahren gewandert bin, setzte ich mich einfach auf einen Stein oder auf einen Baumstumpf und nahm mit leichtem Zwieback und Trockenfrüchten vorlieb.

 

Kili-Lied  https://www.youtube.com/watch?list=RD9fEWeuF6sRk&v=9fEWeuF6sRk

 

wiederum "Der Weg":

#60 - Äthiopien - herrliche Landschaften

    #61 #62 #63 - Mittel-Ägypten - da gilt dasselbe. Ich habe es schon gesagt: Wenn man von hier aus auf einmal in Hurghada steht, das ist enttäuschend.

 

 

Jetzt springen wir nach Westafrika

#64 - Duplikat Übersicht

Wir setzten mit eine Fähre von Frankreich nach Marokko über, dann nach Süden durch Marokko, durch die Westsahara, nach Mauretanien, nach Senegal und Mail. Die gewünschte Weiterreise nach Niger haben wir aus Sicherheitsgründen aus dem Plan genommen.

Bemerkenswert und enttäuschend ist die politische Situation der Westsahara. Nachdem sich die Kolonialmacht Spanien in den 1970-er Jahren zurückgezogen hatte, wurde die Westsahara einfach von dem militärisch viel stärkeren Marokko annektiert. Die Westsahara ist sehr dünn besiedelt, hatte nicht viel entgegenzusetzen. Die sogenannte "Welt" hat protestiert, aber im Laufe der Jahrzehnte hat man sich etwas daran gewöhnt. Es gibt noch vereinzelt Widerstand durch die Polisario. Insbesondere Mauretanien hat nicht akzeptiert, dass an ihrem Grenzübergang von der Westsahara die Reisenden mit marokkanischem Ausreisestempel kamen. Das hat den Reiseverkehr auch für Touristen lange Zeit erschwert. Die Einreise galt als illegal.

Bis heute ist die Lage unbefriedet und unbefriedigend. Teile der Welt finden sich nach langsam mit dem Zustand ab. Man will lieber Geschäfte mit Marokko machen.

 

#65 - Westsahara

#66 - Noch in Marokko gibt es ein besonders schönes Tal, das Vallée Paradis. Im Marokko entlang der Atlantikküste überwintern viele Franzosen mit Wohnmobilen.

#67 - Wüste Marokko

#68 - Jetzt geht es durch die Westsahara, da wo bis vor 10 Jahren nur die Durchfahrt unter der Steilküste möglich war. Beeindruckend sind wie immer in Afrika die großen Entfernungen.

 

  #69 #70

Wieder muss ich eine bedrückende Tatsache in Erinnerung rufen. Das ist das Haus auf einer kleinen Insel vor Dakar. Von hier aus wurden Sklaven verschifft. Oben saßen die Sklavenhändler und machen Geschäfte, unten waren die Sklaven eingepfecht und gequält. Achten Sie auf dieses Detail: Das ist das "Tor ohne Wiederkehr". Die Opfer, die hindurchgingen, hatten keine Aussicht auf bessere Lebensumstände, oder gar auf eine Rückkehr. Ein guter Teil ist schon bei der Überfahrt ums Leben gekommen, nur die gesundesten haben länger überlebt.

Sklavenhändler waren neben Amerikanern und Europäern natürlich auch Einheimische, die aus Habgier nach Feuerwasser und anderem Plunder ihre Landsleute auslieferten. Und weder wir als Deutsche, noch wir als Europäer, brauchen uns moralisch als überlegen zu fühlen. Selbst wenn unsere unmittelbaren persönlichen Vorfahren weniger direkt beteiligt waren, so haben sie, unsere Vorfahren, doch die damaligen Werte geteilt. Nämlich dass man einen Menschen besitzen kann, wie ein Tier.

 

      #71 #72 #73 #74 #75

Im Prinzip haben wir wenig Menschen fotografiert, das kam uns etwas indiskret vor, beinah so, als wenn man ein Tier im Zoo vorzeigt. Trotzdem einige wenige Aufnahmen:

Menschen auf der Straße zwischen den Dörfern waren sehr typisch, die haben wir oft gesehen, viele mit Lasten auf Schulter oder auf dem Kopf. Vermutlich sind sie oft auf dem Weg zum Markt. Bekanntlich tragen auch die Frauen in Afrika oft Lasten, auch Wasser. Fahrradfahrer sieht man gelegentlich, nicht so oft, vielleicht deshalb nicht, weil die Straßen dafür nicht gut genug sind. Mopeds kamen zum Beispiel in Dakar in riesiger Anzahl vor.

Ein Bild zeigt Menschen in Bamako.

Das andere ist der Führer im Dogon-Land. Das ist ein Landstrich, in dem man mit Hilfe eines Führers dichter als sonst an die Einheimischen heran kommt und deren Lebensweise aus nächster Nähe erleben kann.

 

Wir haben uns eigentlich immer ziemlich sicher gefühlt.

In einsamen Gegenden wäre es überhaupt kein Problem und kein Risiko für einen Einheimischen, uns auszurauben. Es ist aber nicht geschehen. Zum Glück handelt die übergroße Mehrheit der Menschen nach moralischer Grundsätzen. Die Gefahr, überfallen zu werden, besteht auch in Europa. Ich dachte daran, als ich vor Jahrzehnten gelegentlich allein durch einsame Regionen in Rumänien wanderte. Ein rauer Schäfer hätte nicht mal Gewalt anwenden müssen, er brauchte nur seinen Hunden freien Lauf zu lassen und hätte sich meinen Besitz aneignen können.

Für eine Route in Äthiopien wurde in Reiseführern vor steine-werfenden Kindern gewarnt. Es schien uns so, dass die Warnung berechtigt war.

Aggression kann leicht auftreten, wenn wir angebotene Dienstleistungen zu konsequent und entschieden ablehnen. An der Grenze in den Senegal wollten Einheimische unbedingt unser Auto waschen. Wir haben dankend abgelehnt. Dann werden wir immer eindringlicher aufgefordert, dann wird man leicht ungehalten und lehnt unfreundlich ab. An diesem Tag hatten wir zufällig einen französischen Backpacker in unserem Auto mitgenommen, der sich einmischte und gegenüber den am Auto zerrenden Einheimischen in aggressiverem Ton entgegnete und beinahe handgreiflich werden wollte.

Auch das Auto zu bewachen wurde mehrfach angeboten, natürlich unsinnig, weil wir keine Handhabe gegen den Bewacher in der Hand hatten. Wir kennen ihn nicht, finden ihn nie wieder, er kann leicht selbst der Dieb sein.

Neben Auto waschen und bewachen sollen wir immerzu etwas kaufen, das wirkt auf Dauer aufdringlich, obwohl es immer wieder andere Menschen sein können, auf dem Markt, Klimbim, Schmuck. Tausende Male sagen wir "no, thank you" oder "non, merci". Es ist wirklich lästig.

Unangenehm ist das in Afrika weit verbreitete Betteln. Leider hat es zwei Seiten. Weil es keine soziale Absicherung gibt wie bei uns, ist es zuweilen lebensnotwendig und gehört zur dortigen Kultur. Hierzu ein Beispiel. In Assuan verbrachten wir mehrere Tage mit dem Warten auf die Fähre. Da unterhielten wir uns mehrfach mit einem freundlichen Gewürzhändler nahe bei unserem Hotel. Zum Abschied schenkte ich ihm eine Geldschein, vermutlich waren es 50 ägyptische Pfund, für mich ein kleiner Betrag, für ihn geschätzt ein Wocheneinkommen. Ohne nur eine Sekunde zu überlegen gibt er den Schein einem zufällig herumsitzenden Bettler.

Andererseits lesen wir in Ratgebern das Gegenbeispiel: Ein Kind verdient durch Betteln viel mehr als sein Vater durch fleißige Arbeit. Was für eine Motivation hat das Kind dann, etwas zu lernen und einen Beruf auszuüben? Der Ruf "Give me monney" begleitet uns über einen Großteil der Reise immer wieder. Höflicher ist auf der anderen Seite des Kontinents, wenn man mit mit "cadeau" um ein Geschenk gebeten wird, oder ganz höflich mit "Donnez moi un cadeau"; es ist aber genauso lästig. Wir haben im Verlauf der Reise dazu gelernt, in zunehmendem Maß auch unnötige Leistungen angenommen statt ein cadeau zu geben.

 

Noch ein deprimierendes Erlebnis möchte ich erzählen. In Nouakchott, der Hauptstadt von Mauretanien, war ich ausnahmsweise einmal krank, hatte starke Schmerzen, später als Nierenkolik vermutet. Wir hatten Glück, in der Hauptstadt zu sein, es gab dort ein Krankenhaus, das wir mit Mühe fanden. Es war eingezäunt, vor dem geschlossenen Tor steht Sicherheitspersonal und lässt niemanden hinein. Vor dem Tor befindet sich eine Menschenmenge, alle schreien auf arabisch, drängeln, schubsten - trotzdem wird niemand hereingelassen. Wir können als sicher annehmen, dass die Einheimischen nicht wegen Schnupfen dort stehen, sondern sie stehen im Kampf ums Überleben. Wir sehen sofort, dass wir keine Chance haben, hinein zu kommen. Trotzdem werden wir wahrgenommen, unverzüglich treten die Menschen zurück, lassen einen Durchgang frei, das Tor wird einen Spalt geöffnet, wir werden hineingelassen, Tor wieder geschlossen, die Menschen nehmen ihrem Kampf um Einlass wieder auf. Offensichtlich geschieht das nur deshalb, weil wir eine weiße Hautfarbe haben. Das ist deprimierend.

 

 

#76 - Lagerplatz

[Text vom Bild 51 passt auch hier]

 

weitere Landschaften

#77 - Niger. Das ist der drittgrößte Fluss in Afrika, der im Westen des Kontinents in einem Bogen etliche Länder durchfließt.

#78 - La-Main-de-Fatima. Das ist eine besonders schöne Felsformation, die an die Hand der Fatima erinnern soll. Die Hand der Fatima ist ein Zeichen im Islam.

#79 - nach Timbuktu - besonders schöne Gegend

#80 - über den Niger, bei der Rückfahrt war mit uns zusammen eine Schafherde auf der Fähre mit entsprechenden Hinterlassenschaften, was dort niemanden stört.

#81 - von Timbuktu. Ich kann die Kilometrierung nicht zweifelsfrei interpretieren. Möglicherweise ist die Entfernung vom Fluss Niger bei Timbuktu gemeint.

 

Besonderes

#82 - falsches Verkehrsschild, das stört in Afrika niemanden

#83 - Panne/Reparatur: Das ist für uns grauenhaft, für Afrika nicht ungewöhnlich. Ein Mensch hält mit den Händen die Kabel-Enden zusammen, es blitzt ein bisschen, damit der andere schweißen kann. Ich staune trotzdem, dass manches einfacher funktioniert, als bei uns. Durch die Dauer-Vibrationsbelastung war die Eintritts-Trittstufe an unserem Fahrzeug gebrochen. In Nairobi wurde sie mit geringen Aufwand geschweißt. Die andere Stufe ging erst kurz vor der Rückkehr kaputt. In Bamberg ging das nicht so leicht. Da wurde von der Werkstatt extra eine neue Stufe für ein Vielfaches des Preises und des Zeitaufwandes vom Hersteller beschafft.

Aber in Marokko bestand eine "Werkstatt" aus einem Platz auf dem Bürgersteig in einer engen Straße.

 

#84 - Schule. Dem Lehrer schenken wir extra zu diesem Zweck viel mitgebrachtes Material, zum Beispiel Hefte und Stifte.

  #85 #86 - Straße

#87 - Im Sand, wieder einmal tief eingesunken, ein bisschen musste geschaufelt werden

#88 - auf Dromedar Das ist eine Touristenattraktion, in der Wüste Erg-Chebbi, ein mehrtägige Wüstenwanderung auf Dromedaren. Wir habe es gemacht, um ein ganz klein wenig ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, in der Wüste zu leben und mit einer Karawane zu ziehen. Es war natürlich zu wenig, auch in Marokko noch zu nahe an der Zivilisation gelegen.

#89 - Wüstenquartier Darin inbegriffen ist eine Übernachtung in einem Wüstenquartier unter halbwegs realen Lebensverhältnissen, bei einer Beduinen-Familie. Sprechen konnten wir dort nicht. Der Führer verstand wohl nichts außer "bon-jour". Ich vermute, dass weder er noch die Inhaber des Quartiers schreiben und lesen konnten.

 

 

Schlussbetrachtungen

Wir haben die Vielfalt der Lebensweisen kennengelernt. Und noch entscheidender: Wir selbst haben unsere Lebenseinstellung im Laufe der 4 Monate geändert.Es muss nicht alles so sein, wie bei uns in Europa. Menschen sind auch glücklich mit viel weniger materiellen Gütern. Ich freue mich heute viel mehr über das, was ich nicht besitze, als über das, was ich besitze. Es gibt ganz andere Probleme als das, was wir hier für Probleme halten. Während der Vorbereitung auf diese Ausführungen (als ich an die Wüsten, an die Eselskarren, an die Märkte, an die Menschen gedacht habe) habe ich zufällig eine Werbung für ein Mittel gegen Lackkratzer gesehen. Und ich habe mir gedacht: Wie verrückt muss ein Mensch sein, darüber überhaupt nur über so eine Lappalie nachzudenken.

Heute würden wir eine solche Reise nicht mehr unternehmen. Dem stehen die politische Situation und die Sicherheitslage in vielen Ländern entgegen. Wir denken auch an den Kraftstoffverbrauch bei 30.000 km Fahrt. Allerdings kann man dagegen rechnen, dass wir durch die Reise einen guten Teil der Heizperiode über weg waren und nicht geheizt haben und dadurch viel Energie sparten. In Afrika verbrauchen wir während der Reise darüberhinaus weniger Ressourcen als zu hause. Das gilt in noch viel stärkerem Maße für die Einheimischen in Afrika. Der ökologische Fußabdruck eines Afrikaners ist etwa ein Drittel so hoch wie der eines Europäers.

 

Noch eine Gedankenverbindung zum vergangenen Monat. Herr Ulrich stellte eine Milchmädchenrechnung an über die Fahrgeschwindigkeit zur Ostsee. Ich glaube das Gegenteil dargelegt zu haben. Auch der Weg kann das Ziel sein. Man soll nicht unterscheiden zwischen wertloser Zeit während der Fahrt und wertvoller Zeit am Bestimmungsort. Beides ist lebenswerte Zeit.

Umgekehrt wird vielleicht ein Schuh draus: Meine schon erwähnte Tante fuhr in der 70-er Jahren von Berlin aus immer die Landstraße (B96) nach Norden. Es sei viel schöner, wenn man langsam durch die herrliche Landschaft, zum Beispiel durch die Schorfheide, fährt als auf der langweiligen Autobahn zu rasen. Noch besser ist es aus heutiger Sicht: Man kann das Leben auch hier genießen, auf dem Dolmar, auf der Geba, auf der Bakuninhütte.